Alarmsignale

Schäden in Parkhäusern und Tiefgaragen

In unserer modernen Welt wird immer mehr Parkraum benötigt. Parkhäuser und Tiefgaragen schaffen eben diesen und sind daher aus dem Stadtbild gar nicht mehr wegzudenken. Ab Ende der 70er Jahre trat der Stahlbeton als Baustoff für Neubauten seinen Siegeszug an. Seitdem bestehen tragende Bauteile von Neubauten – insbesondere auch Tiefgaragen und Parkhäuser – in der Regel komplett aus Stahlbeton. Aber was macht den Stahlbeton so besonders?

 

Beton + Bewehrung = Stahlbeton

Der Stahlbeton ist ein Verbundswerkstoff aus den beiden Komponenten Beton und Bewehrungsstahl.

Der als „Baustoff der 20 Jahrhunderts“ bezeichnete Beton zeichnet sich durch seine hohe Leistungsfähigkeit und große Flexibilität aus, die in dem idealen Zusammenwirken der unterschiedlichen Ausgangstoffe begründet ist, und ist zudem universell einsetzbar. Seine Robustheit und unkomplizierte Herstellung bei gleichzeitig hoher Verfügbarkeit der Grundstoffe sowie die einfache Verarbeitung sind Voraussetzung für die hohe Wirtschaftlichkeit der Betonbauweise. Hergestellt wird Beton aus natürlichen Ausgangsstoffen und ist in technischer und ökonomischer Hinsicht für modernes Bauen unverzichtbar.

Bewehrungsstahl wiederum dient als Verstärkung von Stahlbetonbauteilen und wird nach dem Einbau in die Schalung mit Beton vergossen. Die Verbindung beider Komponenten entsteht dann durch die Verklebung des Bindemittels Zement mit der Rippung des runden Bewehrungsstahls.

 

Lebensdauer und Risiken für Stahlbetonbauwerke

In diesem Verbund besteht eine klare Aufgabenteilung: Beton übernimmt den Druck, Stahl den Zug. Bei fachgerechter Errichtung sowie einer regelmäßigen Pflege und Wartung wird dem Baustoff Stahlbeton eine Lebensdauer von ca. 50 Jahren zugeschrieben. Doch die Verbindung von Stahl und Beton hat auch ihre Tücken. Da die äußeren Bedingungen oftmals nicht ideal sind, führen Witterungseinflüsse, mechanische und chemische Belastungen, aber auch Planungs- oder Verarbeitungsfehler zu Karbonatisierung des Betons und Korrosion des Stahls. Die Folge sind Schädigungen, die zur Beeinträchtigung der Standsicherheit des gesamten Gebäudes führen können.

 

Karbonatisierung des Betons

Wenn nämlich zum Beispiel das in der Luft enthaltene Kohlendioxid in den Beton eindringt, fällt der pH-Wert eklatant ab. Tritt zudem Feuchtigkeit in die Konstruktion ein, kommt es zur Korrosion (Verrosten) des Bewehrungsstahls. Da Rost ein größeres Volumen aufweist als Stahl, wird der umliegende Beton geradezu weggesprengt. Die Bewehrung ist dann freigelegt und kann – sofern keine Maßnahmen ergriffen werden – bis zum kompletten Querschnittsverlust weiterrosten.

 

Chloridkorrosion

Aber nicht nur Kohlendioxid oder reine Feuchtigkeit stellen Probleme dar. In den kalten Jahreszeiten kommt noch eine weitere Gefahr hinzu. Da in unseren Breiten im Winter immer noch sehr häufig chloridhaltige Taumittel (sprich: Streusalz) eingesetzt werden, gelangen diese über die Radkästen der Autos in die Tiefgaragen und Parkhäuser.

Dabei können pro Radkasten (!) bis zu 12 Liter Wasser eingeschleppt werden. Dieses Wasser enthält dabei Salzkonzentrationen bis zu 3% (zum Vergleich: Der Salzgehalt von Meerwasser liegt bei 3,5%.). In der Folge bedeutet dies für jeden Stellplatz bis zu 115 Gramm Salz oder 60 g/m² Garagenfläche je Abtauvorgang. Wird jetzt nur unzureichend entwässert oder gereinigt, reichern sich diese Salze im Beton an und erhöhen nach und nach die Konzentration im Beton. Hierdurch entstehen Schädigungen, die nur durch eine fachgerechte Instandsetzung und wirksame Schutzmaßnahmen für die Zukunft behoben werden können.

Ein Salzwassereintrag erfolgt jedoch nicht ausschließlich über Autos. Wasser sucht sich seinen Weg. Chloride können daher auch durch Deckenundichtigkeiten, leckende Rohre, undichte Fugen oder defekte Abdichtungen in den Beton gelangen.

 

Woran Sie erkennen, dass der Beton in Gefahr ist

Es liegt auf der Hand, dass Schäden an einer Immobilie so früh wie möglich erkannt und durch effektive Maßnahmen gestoppt werden sollten – denn wie beim Zahnarzt ist hier Vorbeugen besser als Heilen. Je früher gehandelt wird, desto weniger einschneidend und kostenintensiv werden die Sanierungsmaßnahmen ausfallen.

 

Wenn sich in Ihrer Tiefgarage/Ihrem Parkhaus die folgenden Erscheinungen zeigen, sollten Sie einen Fachmann zu Rate ziehen:

 

1. Rissbildungen >0,2mm

Finden sich Risse im Beton Ihres Gebäudes ist dies an sich ein Warnhinweis, dem es nachzugehen gilt.

Denn die Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit von Betonbauteilen können durch Risse beeinträchtigt werden. Zu beachten gilt aber, dass Risse im Beton nicht grundsätzlich schädlich sind. Bei durch Zug oder Biegung belasteten Stahlbetonbauteilen gehören Risse sogar zum Prinzip der Lastabtragung dazu. Denn bevor der Bewehrungsstahl die Zugkräfte vollständig übernehmen kann, ist der Beton bereits gerissen. Die Breite der Risse muss aber auf ein unschädliches Maß beschränkt werden, oder der Riss ist planmäßig zu schließen. Unschädlich sind in der Regel Risse, die schmäler als 0,2mm sind.

Zeigen sich an Betonbauteilen allerdings Risse, deren Breite größer als 0,2 mm ist, sollte man handeln. Die Ursache der Risse und deren Einflüsse auf Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit des Bauwerks sollten dann von einem qualifizierten Fachmann begutachtet werden. Dieser wird die Ursache der Risse ermitteln und Angaben über die Notwendigkeit und Art ihrer Behandlung machen.

 

 

 

2. Betonabplatzungen, insbesondere an Stützen

Oftmals bleiben Risse in Betonbauwerken unbemerkt. Haben die Risse ihre Ursache in einer Korrosion des Bewehrungsstahls und schreitet diese unbemerkt fort, dann kommt es mit der Zeit zu Abplatzungen des Betons.

Wenn sich am Bauteil derartige Abplatzungen zeigen, kann man in der Regel davon ausgehen, dass der innenliegende Stahl korrodiert, also gerostet ist. Es besteht dann Handlungsbedarf.

 

3. Korrosionsspuren an Bauteilen

Gleiches gilt, wenn sich außen am Beton bereits Korrosionsspuren – also Rostflecken – zeigen. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass beim innenliegenden Bewehrungsstahl Korrosionsprozesse im Gange sind, die laufend fortschreiten und wofür dann auf jeden Fall Abhilfe geschaffen werden sollte.

 

4. Salzränder an ungeschützten Sockelbereichen

Für eine lange Nutzungsdauer von Betonbauwerken ist außerdem eine sorgfältige Ausbildung von Anschlüssen – also den Übergängen zwischen den einzelnen Bauteilen, z. B. zwischen Boden und Wand oder Sockel – entscheidend. Sind diese unzureichend ausgebildet oder beschädigt, kommt es hier zu eindringender Feuchtigkeit mit den bereits beschriebenen Folgen. Sichtbar werden solche Schäden in Form von Feuchtehorizonten, Salzausblühungen und Putzzerstörungen, die vom leichten Absanden bis hin zum flächigen Abplatzen reichen können.

Zur Instandsetzung solcher Schäden gilt die Regel: Erst die Ursachen bekämpfen und danach die entstandenen Schäden reparieren.

 

 

5. Pfützenbildung oder Einfahrspur am Boden mit stehendem Wasser

Auch dauerhaft stehendes Wasser führt auf ungeschütztem Beton zum Eindringen von Feuchtigkeit. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, zum Beispiel:

  • aus Deckenundichtigkeit tropfendes Wasser
  • abtropfendes Wasser aus Fahrzeugen
  • abtropfendes Wasser aus defekten oder undicht gewordenen Rohrdurchführungen
  • Auffangrinnen bei undichten Deckenfugen
  • Schäden an Entwässerungsrinnen

Auf solche Erscheinungen bzw. deren Vermeidung sollte besonderes Augenmerk gelegt werden, um weitere Schädigungen zu vermeiden.

 

 

6. Durchfeuchtungen und Farbablösungen an Deckenuntersichten

Feuchtigkeit kann aber nicht nur durch stehendes Wasser am Boden Beschwerden machen, sondern eben auch durch Durchfeuchtung der Decke. Sichtbare Feuchte und Farbablösungen an Deckenunterschichten sprechen dafür, dass Undichtigkeiten in der Deckenkonstruktion vorhanden sind und sich Feuchtigkeit sammelt, die früher oder später dann auch auf den Boden tropft.

 

 

7. Fehlstellen in der Bodenbeschichtung

Da Feuchtigkeit ein derart großes Risiko für den Stahlbeton darstellt, sollen eigentlich auf dem Beton aufgebrachte Bodenbeschichtungen – sogenannte Oberflächenschutzsysteme (OS) – ein Eindringen von Wasser in den Beton verhindern. Oftmals sind aber Beschädigungen der Beschichtung vorhanden, die verschiedene Ursachen haben können, z. B.:

  • Mechanisch verursachte Schäden durch
    Beanspruchung und Nutzung
  • Veränderungen durch Reinigungs- und
    Betriebsstoffe aus dem Fahrzeugverkehr
  • Temperaturverformungen und andere
    Zwangsbeanspruchungen
  • Abplatzungen, z.B. an Entwässerungsrinnen

Ist die Beschichtung beschädigt, dann kann sie den Beton nicht mehr schützen. Auch in diesem Fall sollte man definitiv tätig werden.

 

 

FAZIT

Vorbeugen ist besser als Heilen!

Je frühzeitiger Schäden erkannt werden, desto geringer können die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen ausfallen. Durch eine moderne und intelligente Sanierung können zudem viele Schadensursachen langfristig ausgeschlossen werden. Doch auch nach einer erfolgten Sanierung spart Aufmerksamkeit bares Geld. Regelmäßige Reinigung und Wartung eines Objekts helfen dabei, den Wert Ihrer Immobilie langfristig zu erhalten.


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